Die landwirtschaftliche Bearbeitung kann innerhalb kürzester Zeit Ackerflächen in lebensfeindliche Bereiche verwandeln. Die Optimierung der Ackerbauverfahren hat daher eine sinnvolle Abstimmung der verfahrensüblichen Arbeitsgänge auf die Lebens- und Reproduktionszyklen der ackerbewohnenden Tiere und Pflanzen zum Inhalt. Das vorrangige Ziel der Erprobung und Entwicklung von verbesserten Anbauverfahren ist eine positive Wirkung auf die ausgewählten Zielarten der Gruppen Feldvögel, Heckenvögel, Säugetiere, Amphibien, Insekten und Pflanzen.

Gleichzeitig müssen die neuen Bewirtschaftungsverfahren aber auch pflanzenbaulich sinnvoll, technologisch machbar und mit den Anforderungen aus der Tierhaltung in Einklang zu bringen sein.


Konflikte im Bereich Ackerbauverfahren und Auswirkungen auf Zielarten
    Mechanische Beikrautregulierung
     Feldvögel, Feldhase      Amphibien      Ackerwildkräuter
  • Zerstörung von Gelegen
  • Gefährdung von Jungtieren
  • Verletzung / Tötung wandernder Tiere
  • Wildkräuter werden ausgerissen / verschüttet

     Dichte Kulturbestände
     Feldvögel, Feldhase      Amphibien      Ackerwildkräuter
  • Verschlechterung der Habitateigenschaften
  • nur kurze Zeit als Reproduktionshabitat nutzbar
  • Verschlechterung der Habitateigenschaften
  • Konkurrenz durch Kulturpflanzen bietet Wildkräutern wenig Entwicklungschancen

     Bodenbearbeitung mit Pflug
     Feldvögel, Feldhase      Amphibien      Ackerwildkräuter
  • Verschlechterung der Habitateigenschaften im Winter
  • direkte Verluste bei Junghasen
  • Verletzung / Tötung wandernder bzw. überwinternder Tiere
  • keine Probleme

     Früher Umbruch der Ackerstoppel
     Feldvögel, Feldhase      Amphibien      Ackerwildkräuter
  • Verschlechterung der Habitateigenschaften
  • Verletzung / Tötung wandernder Tiere
  • Wildkräuter mit später Entwicklung gelangen nicht zur Fruchtreife

     Mahd im Feldfutter ("Kleegras")
     Feldvögel, Feldhase      Amphibien      Ackerwildkräuter
  • Zerstörung von Gelegen
  • Gefährdung von Junghasen

  • Verletzung / Tötung von Amphibien
  • keine Probleme
 




Ziele des Projektes bei der Optimierung von Ackerbauverfahren:
Schwerpunkte liegen auf der Minimierung schädigender landwirtschaftlicher Eingriffe während der Fortpflanzungszeiten von Bodenbrütern und Feldhasen, der Optimierung von strukturellen Lebensbedingungen im Getreide und Feldfutter sowie der Förderung von Ackerwildkräutern an Sonderstandorten.

Desweiteren werden die Wanderzeiten der Amphibien mitberücksichtigt. Bei allen vom Landwirtschaftsbetrieb angebauten Fruchtarten wird in Feldexperimenten geprüft, ob:
  • auf schädigende Arbeitsgänge verzichtet werden kann
  • alternative Bearbeitungsmethoden eingesetzt werden können
  • eine Verschiebung der Bearbeitung sinnvoll bzw. notwendig ist.

Folgende Optimierungsmaßnahmen sind in Erprobung:
1. Optimierung der mechanischen Beikrautregulierung:
Die negativen Auswirkungen der mechanischen Beikrautregulierung sollen durch den Verzicht auf den Striegel- und Hackeinsatz auf ausgewählten Standorten sowie durch die zeitliche Verschiebung der Maßnahme gesenkt werden (Details und Ergebnisse unter Feldvögel und Ackerwildkräuter).

2. Optimierung der Mahd in Luzerne-Kleegras-Beständen:
Eine Veränderung des Mahdregimes im Feldfutterbau (Leguminosen-Gras-Gemenge) wird entwickelt und erprobt. Folgende Varianten sind hier möglich (Ergebnisse siehe Feldvögel):
- Erhöhung der Schnitthöhe
- Verzögerung des Schnittzeitpunktes
- Einsatz spezieller, schonender Mahd- und Futterbergungsverfahren
- Stehenlassen von ungemähten Kleegras-Streifen

3. Optimierung der mechanischen Bodenbearbeitung:
Um die Auswirkungen der mechanischen Bodenbearbeitung zu minimieren wird die pfluglose Bodenbearbeitung und Direktsaat sowie der Verzicht auf frühen Stoppelumbruch auf ausgewählten Flächen erprobt.

4. Optimierung der Vegetationsstruktur der Felder:
Es werden Verfahren entwickelt, die Vegetationsstruktur der angebauten Fruchtarten den Lebensraumansprüchen der ackerbewohnenden Flora und Fauna entsprechend zu gestalten. Dieses Ziel soll durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Aufbau dünner Pflanzenbestände an ausgewählten (kleinflächigen) Standorten
- Anlage von schlaginternen Stillegungsflächen und "Blühstreifen"

5. Optimierung von Ackerbauverfahren an Sonderstandorten:

Ackerränder mit Kontakt zu Trockenrasen
Zum Schutz seltener Ackerwildkräuter werden folgende Massnahmen erprobt:
- reduzierter Kleegrasanbau - geringerer Düngereinsatz - kein früher Stoppelumbruch

Sandstandorte
Sandstandorte mit sauren, nährstoffarmen Bodenbedingungen sind für die gefährdeten Lämmersalat-Pflanzengesellschaften von Bedeutung. An diesen Standorten darf keine übermäßige Düngung und keine Kalkung stattfinden

Kuppen
Kuppen weisen reliefbedingt spezielle Standort- und Bodeneigenschaften auf und haben deshalb eine ganz besondere Ackerwildkrautflora. An Kuppen werden folgende Versuche zu veränderten Ackerbauverfahren durchgeführt:
- reduzierte Saatstärke - einjährige Brachen - kein Striegeleinsatz


Ergebnisse der Erfolgskontrollen zu den Maßnahmen unter
Zielarten/Feldvögel und Zielarten/Ackerwildkräuter