Tagfalter - Lebensraum und Ökologie
Was brauchen Tagfalter für einen Lebensraum?
Fraßpflanzen für die Raupen
Die meisten Tagfalterarten benötigen als Fraßpflanze für ihre Raupen ganz bestimmte Pflanzenarten (die regional verschieden sein können) innerhalb von spezifischen Vegetationsstrukturen. Die Raupen sind in der Regel mehr oder weniger an die Inhaltsstoffe der Wirtspflanze, an das Mikroklima, in der diese wächst, und an deren Aussehen (durch entsprechende Tarnfärbung) angepasst und können deshalb nicht auf beliebigen Pflanzen leben. So frisst zum Beispiel der Braune Feuerfalter (Lycaena tityrus) nur an Sauerampfer und der Sonnenröschen-Bläuling (Polyommatus agestis) in Nordostdeutschland an Storchschnabel (Geranium spec.) oder Reiherschnabel (Erodium cicutarium). Viele Arten sind auch nur auf bestimmte Pflanzengruppen spezialisiert wie z.B. der Gemeine Bläuling (Polyommatus icarus), dessen Raupe an Schmetterlingsblütlern lebt (vor allem Kleearten).
Raupe des Kleinen Perlmuttfalters
Raupe des Kleinen Perlmuttfalters (Issoria lathonia) an Acker-Veilchen.
Häufig müssen die Raupen-Fraßpflanzen in lichter oder lückiger Vegetation stehen, wo genügend Sonne und Wärme eindringen kann und so ein für die Raupe angenehmes »Mikroklima« herrscht.

Entsprechend ihren Spezialisierungen in Bezug auf Raupennahrungs-Pflanzen und Mikroklima sind die einzelnen Arten – zumindest zur Fortpflanzung – auf ganz bestimmte Lebensräume angewiesen. Viele Arten leben auf Trockenrasen, manche in Feuchtgebieten und selbst die bei der Nektarsuche überall umherfliegenden Arten wie der Kleine Fuchs (Vanessa cardui) benötigen als Raupen einen bestimmten Lebensraumtyp (in diesem Fall besonnte Brennesselbestände).


Nektarpflanzen
In Bezug auf die Nektarlieferanten sind die erwachsenen Falter nicht ganz so anspruchsvoll, aber auch sie bevorzugen gewisse Pflanzenarten mit großem Nektarangebot, wie z.B. Flockenblumen, Acker-Witwenblume und Disteln. Je nach Blütenangebot im Lebensraum haben einzelne Falterarten regional durchaus Vorlieben, im Brodowiner Raum fliegt z.B. der Kleine Perlmuttfalter häufig an Acker-Veilchen, der Braune Feuerfalter an Schafgarbe und der Gemeine Bläuling an Luzerne.

Nektarpflanzen

Manche Pflanzenarten liefern keinen oder nur wenig Nektar wie z.B. der Löwenzahn, Mohnblumen oder Kornblumen – hier sind deshalb nektarsuchende Insekten wie Tagfalter selten zu sehen (Löwenzahn wird aber z.B. von Wildbienen gerne angeflogen wegen seines großen Pollenangebotes).

Strukuren im Lebensraum
Für viele Tagfalterarten sind weiterhin bestimmte Strukturen ihres Lebensraumes wichtig, die z.B. Windschutz bieten (Gehölzränder) oder Ansitzwarten bei der Partnersuche (kleine Büsche).

Überwinterung
Die meisten Tagfalter überwintern in unbeweglichen "Präimaginalstadien", d.h. als Raupe, Puppe oder Ei, häufig in Bodennähe oder in der Streu verborgen. Nur wenige Arten suchen zur Überwinterung als erwachsene Falter geschützte Räume auf, darunter der Zitronenfalter und das Tagpfauenauge.