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Situation in Brodowin - Ergebnisse: Feldfutter Getreide Säume Trockenrasen - Gehölze |
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Situation auf den Flächen des Demeterhofes "Ökodorf Brodowin" |
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Reiches Blütenangebot Das reiche Blütenangebot der Acker-Begleitflora auf den ökologisch bewirtschafteten Äckern in Brodowin wird von vielen Tagfalterarten als Nektarquelle genutzt. Äcker und Säume als Lebensraum Getreide-Ackerflächen bieten auch in der ökologischen Landwirtschaft für die Mehrzahl der Tagfalterarten kaum Lebensraum zur Fortpflanzung. Die Pflanzenarten der Acker-Begleitflora werden als Raupen-Fraßpflanze nur von wenigen Arten genutzt, die unbeweglichen Überwinterungsstadien der Falter bei der herbstlichen Bodenbearbeitung zerstört. Wichtig ist deshalb ein ausreichendes Angebot an (möglichst mageren) Feldrainen, Saumstrukturen sowie extensiv genutztes Grünland. Im Laufe des Projektes sollen der Anteil und die »Qualität« dieser Strukturen auf den Betriebsflächen so gestaltet werden, dass möglichst vielen Tagfalterarten ein geeigneter Lebensraum zur Verfügung steht. Lebensraum Feldfutter Eine Sonderstellung nimmt innerhalb der Fruchtfolge das Feldfutter ("Kleegras") ein. Das angesäte Klee-Gras-Luzerne-Gemenge bleibt in der Regel über zwei bis drei Jahre ohne Bodenbearbeitung stehen. In dieser Zeit kann also auch eine problemlose Überwinterung von Raupen in der Bodenvegetation erfolgen. An mageren Standorten ist eine für mehrere Tagfalter günstige Vegetationsstruktur mit Vorkommen von geeigneten Raupen-Fraßpflanzen vorhanden. Die blühende Luzerne und blühende Kleearten werden sehr häufig zum Nektarsaugen besucht. Trockenrasen Auf den extensiv beweideten Trockenrasen der Drumlins herrscht aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen und der artenreichen Vegetation die größte Artenvielfalt von Tagfaltern. |
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Ergebnisse aus dem Monitoring |
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Tagfalter im Feldfutter ("Kleegras") Die Schläge mit Kleegras-Anbau erwiesen sich als sehr gute Lebensräume für den Gemeinen Bläuling (Polyommatus icarus). Als Nektarquelle war bei dieser Art neben dem Weißklee (Trifolium repens) besonders die Luzerne (Medicago sativa) beliebt. Der für die vollständige Entwicklung von Eiern zu adulten Faltern von Polyommatus icarus notwendige Zeitraum beträgt nach Literaturangaben für unseren Klimabereich ca. 6 Wochen. Der Zeitraum zwischen dem 1. und 2. Kleegras-Schnitt beträgt auf den Untersuchungsflächen 5-7 Wochen, könnte also für einen vollständigen Entwicklungszyklus ausreichen. Die minimal notwendigen Mahdabstände werden noch in einer Felduntersuchung überprüft. Besonders geeignet als Lebensraum für Tagfalter sind Feldfutterflächen auf mageren Standorten. Hier entwickeln sich die angesäten Pflanzen (z.B. Rotklee, Luzerne und Futtergräser) nur kümmerlich, es bleibt viel Raum für Wildpflanzen und die Vegetationsstrukturen sind licht. In diesen Bereichen können sich vermutlich folgende Arten erfolgreich fortpflanzen:
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Tagfalter auf Getreideflächen Im Frühjahr und Sommer haben die ökologisch bewirtschafteten Getreidefelder auf dem Demeterhof Ökodorf Brodowin wegen des Blütenangebotes von Ackerwildkräutern vielerorts eine große Bedeutung für die Nektarnutzung von Tagfaltern. Besonders beliebt sind Kamille (Matricaria), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Luzerne (Medicago sativa). Daneben gibt es Vorlieben einzelner Tagfalterarten, z.B. saugt der Kleine Perlmuttfalter (Issoria lathonia) gerne an Acker-Veilchen (Viola arvensis). Viele Arten halten sich vorwiegend an den Ackerrändern auf. Zum einen sind Grenzlinien zwischen verschiedenen Strukturen für umherfliegende Falter "Leitlinien", zum anderen ist oftmals wegen angrenzenden Hecken ein guter Windschutz gegeben. Ackerschläge, die an Gehölzränder grenzen, werden auch von waldorientierten Arten beflogen, wie z.B. dem Kaisermantel (Argynnis paphia) und dem Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album). Als Lebensraum zur Fortpflanzung kommen Getreidefelder für nur wenige Arten in Frage, z.B. für Weißlinge (Pieris napi, Pieris rapae, Pontia daplidice) und eventuell für den Kleinen Perlmuttfalter (Issoria lathonia). Diese Arten bilden mehrere Generationen pro Saison. In Randbereichen und in lückigen Kulturen legen wahrscheinlich noch weitere Arten ihre Eier ab, der Fortpflanzungserfolg ist aber wegen der herbstlichen Bodenbearbeitung fraglich. |
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Tagfalter in Säumen Saumbiotope im Gebiet waren zu Beginn des Projektes zum großen Teil schmal und/oder nährstoffreich, so dass sie nur für wenige Arten als Lebensraum geeignet sind. Nur an wenigen Stellen sind magere Säume mit lichter Vegetationsstruktur ausgebildet, an denen als typische Arten in geringer Individuenzahl Schachbrett (Melanargia galathea), Rostbraunes Wiesenvögelchen (Coenonympha glycerion), Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus) oder Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Polyommatus agestis) auftreten. |
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Die neuangelegten Säume auf Magerstandorten wurden schon in den ersten beiden Jahren von den o.g. Arten besiedelt, allerdings bisher nur in geringen Individuendichten. Außerdem flog hier der in Brandenburg stark gefährdete Frühe Perlmuttfalter (Boloria dia). Da auch die von den Raupen dieser Arten benötigten Fraßpflanzen vorhanden waren, kann man von einer Fortpflanzung ausgehen. Blütenreiche Säume wurden zu allen Jahreszeiten ausgiebig von vielen Tagfalterarten als Nektarquelle genutzt. Besonders nach der Mahd im Feldfutter oder nach der Getreideernte, wenn das Blütenangebot auf den Feldern stark reduziert ist, haben ungemähte Bereiche der Säume eine wichtige Ausgleichsfunktion. |
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Auf mageren Säumen an Waldrändern leben u.a. Brauner Feuerfalter, Sonnenröschen-Bläuling und Früher Perlmuttfalter. | ||||||||||||||||
Tagfalter auf Trockenrasen Auf den Trockenrasen der Drumlins herrscht die größte Artenvielfalt von Tagfaltern. Trockenrasen-typische Arten kommen jedoch nur punktuell vor, darunter der Zwerg-Bläuling (Cupido minimus, RL 2), der Silber-Bläuling (Polyommatus coridon, RL 3) und mehrere Widderchen-Arten (Zygaena loti , RL 3, Z. filipendulae, Z. ephialtes RL 3, Z. minos RL 2). Insgesamt gesehen scheint das Potenzial derartiger Pflanzengesellschaften nicht ausgeschöpft zu sein, was sicherlich auch ein Effekt der Isolation und der recht kleinen Flächen ist. Sandtrockenrasen sind kleinflächig an Waldrändern und auf einer extensiv genutzten Rinderweide ausgeprägt. Die Magerweide beherbergt die größten Populationen des Braunen Feuerfalters (bis zu 100 Individuen auf 900m Transektstrecke) und des Sonnenröschen-Bläulings im Gebiet. |
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Der Silber-Bläuling ist eine typische Art auf beweideten Trockenrasen. Die Raupen fressen im Bodowiner Raum ausschließlich an Kronwicke (Coronilla varia). | ||||||||||||||||
Tagfalter in Gehölzen Einige spezialisierte Tagfalter leben an Hecken. Am häufigsten und an mehreren Stellen wurde auf den Betriebsflächen der Schlehen-Zipfelfalter (Satyrium pruni) nachgewiesen, der in Brandenburg im Bestand gefährdet ist (Rote Liste Kategorie 3). Der Falter legt seine Eier an die Zweige von Schlehen und Pflaumen, die Raupen fressen dann im zeitigen Frühjahr die Blüten und Blätter. Die Art kommt jedoch in so geringen Bestandsdichten vor, dass dadurch keine Schäden entstehen. Weiterhin leben im Gebiet der Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae, Rote Liste Kat. 3), ebenfalls an Schlehen, und der Eichen-Zipfelfalter (Neozephyrus quercus, an Eichen). Die Hecken werden im Herbst zum Teil zurückgeschnitten. Das anfallende Material wird kompostiert und zur Bodenverbesserung eingesetzt. Damit die (überwinternden) Eier der Zipfelfalter nicht alle dieser Maßnahme zum Opfer fallen, werden Teilbereiche der von den Faltern genutzten Zonen vom Gehölzschnitt ausgenommen. Grundsätzlich ist der Heckenschnitt auch aus naturschutzfachlicher Sicht notwendig, da ungepflegte Hecken im Alter innen lückig werden und dann z.B. für die Heckenbrüter unter den Vögeln keinen geeigneten Brutplatz mehr bieten. |
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Der Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) legt seine Eier an Ulmen und ist in Brandenburg stark gefährdet (Rote Liste Kat. 2). Ulmen stehen im Brodowiner Raum häufig an Waldrändern am Rand der Schläge. Die Zipfelfalter nutzen hier sehr gerne das Blütenangebot der Säume und der Ackerwildkrautflora auf den Äckern. Außerordentlich beliebt ist offensichtlich die Kamille. |
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Siehe: Artenliste der nachgewiesenen Tagfalter mit Angaben zu Gefährdung und Verbreitung. |
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Ulmen-Zipfelfalter (Satyrium w-album) auf Kamille. |
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