Heuschrecken - Ergebnisse
Situation in Brodowin – Ergebnisse: FeldfutterGetreideTrockenrasen - Säume

Situation der Heuschrecken auf den Betriebsflächen
Insgesamt gesehen ist die Heuschreckenfauna auf den Flächen des Demeterhofes Ökodorf Brodowin aufgrund des breiten Spektrums von vorhandenen Lebensräumen (trockene und feuchte Säume, Sandtrockenrasen, basische Trockenrasen, Brachflächen, Feldfutter, verschiedene Getreidearten, Feuchtwiesen) für eine mitteleuropäische Agrarlandschaft ausgesprochen artenreich (Tabelle der Arten).

Klimatische Bedingungen
Die meisten Heuschrecken-Arten sind wärmeliebend. Das kontinental beeinflusste Klima im Brodowiner Raum mit trockenen und warmen Sommern bietet deshalb allgemein gute Lebensbedingungen. Manche Arten, die im Westen Deutschlands im atlantisch geprägten Klimabereich relativ selten beobachtet werden, sind hier in Nordostdeutschland noch häufig und verbreitet. Dazu gehören der Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) und der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis). Letzterer könnte geradezu als Charakterart des Brodowiner Raumes bezeichnet werden.

Besiedlung von Getreide-Ackerflächen
Ein Problem für Heuschrecken bei der Besiedlung von Ackerflächen auch im biologischen Landbau ist die Bodenbearbeitung, z.B. im Getreideanbau: die im oder nahe am Boden abgelegten, überwinternden Eier werden z.B. beim herbstlichen Pflügen in der Regel zerstört bzw. gelangen so tief in den Boden, dass eine Weiterentwicklung nicht mehr möglich ist. Deshalb spielen Randstrukturen (Säume), Brachflächen und Dauergrünland (vor allem Trockenrasen) eine entscheidende Rolle als Reproduktionszentren. Von dort aus werden alljährlich im Sommer die angrenzenden Ackerflächen besiedelt.

Besiedlung von Feldfutter
Wegen des großen Flächenanteils von mehrjährigem Kleegras (Feldfutter) in der Fruchtfolge (ca. ein Drittel) spielt diese Kultur für einige Arten vermutlich eine wichtige Rolle in der Populationsdynamik. Während der zweijährigen Bodenruhe ist dort eine ungestörte Fortpflanzung möglich. Die Auswirkungen der Mahd auf den Feldfutterflächen sind Gegenstand spezieller Untersuchungen.

Trockenrasen
Die extensiv genutzten (beweideten) Trockenrasen der Drumlins weisen aufgrund ihrer günstigen Vegetationsstuktur die höchsten Heuschrecken-Dichten auf. Weiterhin kommen hier bestimmte spezialisierte Arten vor, die in den übrigen Lebensräumen des Landwirtschaftsbetriebes nicht leben können.


Ergebnisse von Erfolgskontrolle und Monitoring
Heuschrecken im Feldfutter ("Kleegras")

Fortpflanzung/Larvendichte im Frühjahr
Im Kleegras konnten erst nach der ersten Mahd höhere Dichten von Feldheuschrecken-Larven nachgewiesen werden. Vermutlich wird die Eientwicklung durch die vermehrte Sonneneinstrahlung nach der Mahd stark beschleunigt bzw. überhaupt erst ermöglicht.

Es zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit der Larvendichte von der Dichte bzw. Höhe der Vegetation. Relativ hohe Dichten wurden nur an Stellen gefangen, an denen aufgrund schlechter Bodenqualität die angesäten Pflanzen kaum zur Entwicklung gekommen waren und sich stattdessen niedrigwüchsige Wildkräuter angesiedelt hatten oder aber auf Kuppen und Hängen mit sehr lückigem Kleegras-Bewuchs. In dichten Kleegrasbeständen waren in der Regel keine oder nur einzelne Larven nachweisbar.

Artenspektrum und Individuen-Dichte
Die Individuendichte ist meist deutlich geringer als auf Trockenrasen, nur an lückig bewachsenen Standorten werden kleinflächig hohe Dichten erreicht. Im Artenspektrum fallen einige Arten auf, die in den Trockenrasen nicht oder seltener vorkommen, weil sie etwas größere Ansprüche an die Feuchtigkeit ihres Lebensraumes stellen (bzw. nicht so trockenheitsresistent sind). Dazu gehören der Weißrandige Grashüpfer (Chorthippus albomarginatus) und der Wiesen-Grashüpfer (Chorthippus dorsatus).


Heuschrecken auf Getreideflächen

Fortpflanzung
Eine erfolgreiche Reproduktion findet nach unseren bisherigen Untersuchungen auf herbstlich gepflügten Getreideschlägen bei fast keiner Art oder nur in minimalem Umfang statt (vermutlich Zerstörung der Eigelege).

Auffallend ist jedoch die weite Verbreitung von Larven und erwachsenen Tieren einer Dornschrecken-Art (Tetrix subulata) auf den Getreide-Äckern. Die Fortpflanzungszeit dieser Tiere liegt im Frühjahr, die Adulten überwintern. Somit ist eine erfolgreiche Fortpflanzung auf Ackerschlägen gut möglich.

Adulte Tiere im Sommer
Im Getreide zeigten sich sehr große Unterschiede in der Besiedlung in Abhängigkeit von der Getreideart, dem Bodenrelief, der Heuschreckenart und der Entfernung vom Feldrand. In hohen und dichten Roggenbeständen findet man nur sehr wenige Tiere, beliebt sind hingegen Südhänge von Kuppen mit lückig und niedrig stehendem Getreide.

Typische Arten, die im Sommer von den Feldrändern her die Ackerschläge mehr oder weniger flächig besiedeln, sind z.B. der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis) und der Braune Grashüpfer (Chorthippus brunneus). Der Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) bleibt hingegen in der Regel auf den Feldrand beschränkt.

Unter den Langfühlerschrecken sind Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli) und das Grüne Heupferd (Tettigonia viridissima) regelmäßig im Getreide zu finden.


Roesels Beißschrecke
Roesels Beißschrecke ist in Deutschland häufig. Die Art lebt gerne in hohem Gras, besiedelt in Brodowin im Sommer aber auch ökologisch bewirtschaftete Getreidefelder. Die Männchen (Bild) erzeugen durch schnelles Aneinanderreiben ihrer Vorderflügel den charakteristischen Gesang, ein hochfrequentes Sirren.

Tierstimme Roesels Beißschrecke Tierstimme: Roesels Beißschrecke
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mit freundlicher Unterstützung von
Jean Roché - www.ceba.fr


Heuschrecken auf Trockenrasen
Dominante Art auf den Drumlins mit hohen Dichten ist der Verkannte Grashüpfer (Chorthippus mollis), typisch (aber in geringer Dichte vorkommend) ist weiterhin der Heide-Grashüpfer (Stenobothrus lineatus). Von den Langfühler-Schrecken hat die Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor, Rote Liste 3) hier einen Verbreitungsschwerpunkt.

Die einzelnen Drumlins unterscheiden sich in der Arten-Zusammensetzung. Das Fehlen einzelner Arten auf bestimmten Drumlins hängt vermutlich sowohl mit der verschieden ausgebildeten Vegetationsstruktur als auch mit Isolationseffekten und Kleinflächigkeit der Lebensräume zusammen.

Besonderheiten von Sandtrockenrasen sind die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus).


Heuschrecken in Säumen
Die Artenzusammensetzung und Dichte von Heuschrecken in den Feldsäumen variiert sehr stark, je nach Breite und Vegetationsbestand. Mehrere Arten haben im untersuchten Gebiet einen Verbreitungsschwerpunkt in Säumen.

In den nährstoffreicheren, dichtwüchsigen Säumen findet man vor allem Langfühlerschrecken (Grünes Heupferd, Tettigonia viridissima, Roesels Beißschrecke Metrioptera roeseli). Typisch für magere Säumen mit niedriger Vegetation sind der Braune Grashüpfer und der Verkannte Grashüpfer. Heuschreckenarten, die neben dem Hauptvorkommen auf Drumlins auch in mageren Säumen mit Trockenrasencharakter nachgewiesen werden konnten, waren die Zweifarbige Beißschrecke und der Heidegrashüpfer. "Mittlere" Saumstandorte mit höherer, aber nicht zu dichter Vegetation werden z.B. gerne vom Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) oder der Langflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus discolor) besiedelt. Verbreitet ist hier auch die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar), die vor allem Bereiche mit einem Anteil von Stauden besiedelt, in deren Stengel die Eiablage erfolgt.


Heuschreckenbesiedlung von neu angelegten Säumen
Die im Rahmen der Optimierungsmassnahmen des E+E Projektes neu angelegten Säume wurden sehr schnell von mehreren Heuschreckenarten angenommen. Häufig sind Brauner Grashüpfer, Verkannter Grashüpfer und Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus). Bemerkenswerte Einzelbeobachtungen sind die Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und die Italienische Schönschrecke (Calliptamus itallicus, Rote Liste Brandenburg "vom Aussterben bedroht"). Inwieweit hier dauerhafte Populationen aufgebaut werden können, wird das weitere Monitoring zeigen.
Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar)

Foto: Die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) legt ihre Eier in das Mark von dicken Pflanzenstengeln. Auf den Flächen des Demeterhofes Ökodorf Brodowin besiedelt sie staudenreiche Säume und taucht auch im Randbereich von Getreideäckern auf.


Tierstimme Große Goldschrecke Tierstimme: Große Goldschrecke
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Jean Roché - www.ceba.fr