Säume
Bedeutung von Säumen für die Fauna + Flora der Agrarlandschaft
Vor allem an Hecken-, Wald- und Gewässerrändern haben Säume eine wichtige Habitat- und Vernetzungsfunktion für Tagfalter, Heuschrecken, Amphibien und Vögel.

Säume sind:
  • Lebensraum für Tierarten, deren Eier oder Larven am Boden überwintern und die daher die Bodenbearbeitung auf den Ackerflächen nicht überleben (z.B. Tagfalter und Heuschrecken).
  • Rückzugs- und Nahrungsraum für feldbewohnende Tierarten wie Rebhuhn, Feldhase, Laufkäfer usw.
  • in der Nähe von Gewässern Sommerlebensraum bestimmter Amphibien z.B. der Rotbauchunke
  • Nahrungsraum für bestimmte Vogelarten, die Hecken als Brutplatz brauchen und angrenzende niedrigbewachsene Offenflächen zur Beutejagd nutzen, wie der Neuntöter
  • Lebensraum für bestimmte Tier- und Pflanzenarten, die an die Bedingungen des Übergangsbereiches zwischen Gehölzen und Offenland angepasst sind.
  • an der Südseite von Hecken Lebensraum für viele Schmetterlings- und Heuschreckenarten, die ein warmes, windgeschütztes Mikroklima benötigen
  • Leitlinien zwischen Lebensräumen


Anlage von neuen Säumen
Saum mit Kleegras-Einsaat
Saum mit Kleegras-Einsaat und Fahrspur an der Südseite einer Hecke.



Wiesenmischung
Saumabschnitt auf dem gleichen Schlag mit Einsaat einer kräuterreichen Wiesenmischung.



Neuangelegter Saum
Neuangelegter Saum auf magerem Standort an
einem Waldrand.


Die Erstanlage eines Saumes erfolgt an mageren Standorten über Sukzession (ungelenkte Vegetationsentwicklung), auf reicheren Böden über Einsaat mit speziellen Saatmischungen (naturschutzfachliches Ziel: kräuterreiche Glatthafer-Wiese) oder Mähgutübertragung von bestehenden artenreichen Säumen/Grünland.

Die Breite eines Saumes sollte 3m nicht unterschreiten, (bei gleichzeitiger Nutzung als Fahrweg, z.B. für Jagdpächter, 4m). Für die betriebliche Nutzung zur Futtergewinnung müssen die Säume je nach eingesetzter Technik ggf. noch breiter sein (siehe unten Pflege).

Damit Säume ihre Funktion optimal erfüllen können, müssen sie eine bestimmte Struktur aufweisen, d.h. sie sollten teilweise genutzt oder gepflegt werden.


Pflege von Säumen
Pflegevarianten
Säume an mageren Standorten verursachen nur einen minimalen Pflegeaufwand und brauchen höchstens in mehrjährigen Abständen einen Pflegeschnitt.

Bei Säumen an besseren Standorten kommen folgende Nutzungsvarianten in Frage:
  1. die extensive 2-Schnittnutzung und Heuwerbung
    („lineare Wiese“)

  2. das „Mit-ins-Stroh-Pressen“ zur Erntezeit

  3. das Kompostieren im Herbst

    Bei der Pflege von Säumen ist eine lange Sommerpause anzustreben, da dadurch der Sommerlebensraum einiger Amphibienarten ungestört bleibt und eine unbeeinträchtigte Reproduktion von Tagfaltern und Heuschrecken sowie das Erreichen der Samenreife von Kräutern ermöglicht wird.

Die Variante 2 ist aus naturschutzfachlicher Sicht am ungünstigen zu bewerten, weil gerade mit der Ernte der Getreidefelder überall die Strukturen (incl. der Blütenpflanzen in den Feldern) entfernt werden. Säume sollten zu dieser Zeit als Rückzugsräume möglichst ungestört bleiben.

Im Interesse einer möglichst hohen Lebensraumvielfalt sollen manche Säume auch ungepflegt bleiben. Die sich hier entwickelnden staudenreichen, halbruderalen Gras-Gesellschaften sind ebenfalls Lebensraum bestimmter spezialisierter Arten.


Pflegekonzept für Säume des Naturschutzhofes Brodowin

Es wird eine Kombination von Mahd und Beweidung erprobt. Für die Mahd eignen sich vor allem lange lineare Strukturen entlang von Hecken und Waldrändern, für die Beweidung eher flächige Strukturen, verbuschte Flächen und Gewässerränder.

Der Betrieb mäht Säume je nach Aufwuchs ein- bis zweimal. Der erste Termin liegt während dem ersten oder zweiten Kleegrasschnitt, der zweite Termin im Spätsommer/Frühherbst (ab September). Schwachwüchsige Standorte (z.B. Sandtrockenrasen) werden in mehrjährigen Abständen höchstens einmal spät im Jahr gemäht.

Vorteile dieser Pflegevarianten liegen in der ausgedehnten störungsfreien Zeit im Spätfrühling und Sommer (Flugzeit vieler Tagfalter, Reproduktion von Heuschrecken) und betriebswirtschaftlich in einer akzeptablen Einpassung in den Betriebsablauf.

Der Betrieb hat zwei Möglichkeiten, Säume durch Mahd zur Futtergewinnung zu nutzen:
  • Heuwerbung. Hierfür müssen die Säume infolge der Arbeitsbreite beim Schwaden mindestens 8m Breite haben, besser sind 10m.
  • Frischfutter kann mit einem kleinen Mähwerk und einem Ladewagen schon ab einer Breite von 3-4m gewonnen werden.


Erfolgskontrolle für Tagfalter + Heuschrecken
Auf den mageren Säume konnten schon in den ersten beiden Jahren charakteristische Zielarten unter den Faltern beobachtet werden, alle Säume hatten große Bedeutung für die Blütennutzung von Tagfaltern (siehe Tagfalter – Ergebnisse - Säumen).

Auch Heuschrecken haben die neuen Säume spontan besiedelt. Die Artenvielfalt von Säumen ist aufgrund der Struktur- und Nutzungsvielfalt hoch (siehe Heuschrecken – Ergebnisse - Säume).