Untersuchungsmethoden und Ergebnisse
Feldvögel: Bestandsaufnahmen
Die Siedlungsdichten der Feldvögel werden mittels Revierkartierung jährlich über den gesamten Projektzeitraum ermittelt. Dieses Monitoring wird auf einem für die Betriebsfläche repräsentativen Teilbereich von ca. 400 ha Ackerfläche einschließlich Rand- und Sonderstrukturen durchgeführt.


Reviere/10 ha Fläche auf ökologisch bewirtschafteten Feldfutterflächen des Betriebes im Vergleich zu Abundanzen in anderen Gebieten des norddeutschen Tieflandes (nach Flade, 1994)

  Feldlerche    Braunkehlchen    Grauammer    Schafstelze   
Brodowin 1998 3,8-4,7 0,37 0,38 0,19
Brodowin 1999 4,0-5,5 1,42 0,30 0,59
Feuchtgrünland 2,2-2,7 0,36-0,40 0,14 0,41-0,55
Frischwiesen 1,8-2,4 0,12-0,22 0,23 0,05
Gehölzarme Felder 3,1-3,3 0,03 0,21-0,28 0,23-0,33
 


Ermittlung des Bruterfolges

Die Überwachung des Reproduktionserfolges in Abhängigkeit der angebauten Kulturen und der zu erprobenden Produktionsverfahren erfolgt mittels Nestersuche und -kontrolle der Nestlingsentwicklung.

Bei Rebhuhn und Wachtel liegen die Bestandsgrößen im Projektgebiet unter den für quantitative Untersuchungen notwendigen Dichten und ihre Fortpflanzungsbiologie erfordert einen hohen Untersuchungsaufwand. Die Erfolgskontrolle zur verfahrens- und fruchtartabhängigen Produktivität wird daher an den Arten Feldlerche, Grauammer, Braunkehlchen und Schafstelze durchgeführt. Ein klarer Schwerpunkt liegt dabei auf der Feldlerche.

Tarnzelt im Hafer zur Beobachtung von Feldvögeln
Jungvogel der Feldlerche

Foto oben: Tarnzelt im Hafer zur Beobachtung von Feldvögeln und Kartierung der Neststandorte

Foto links: Jungvogel der Feldlerche
(ca. 4 Tage alt)


Bei letzterer Art wird zusätzlich die Körperentwicklung der Nestlinge untersucht, um so Rückschlüsse auf die Nahrungsverfügbarkeit verschiedener Flächen und verschiedener Feldfrüchte zu ziehen.

Die Telemetrie nestjunger Feldlerchen liefert außerdem noch detaillierte Daten zur Überlebensrate in Abhängigkeit von der Bewirtschaftungsmethode.


Auswirkungen verschiedener Produktionsverfahren
1. Auswirkungen veränderter Mähtechniken und Mahdintervalle im mehrjährigen Feldfutterbau

Im Rahmen dieser Erprobung wurden die naturschutzfachlichen Auswirkungen veränderter Mähtechniken und Mahdintervalle in Luzerne-Kleegras-Gemengen untersucht und dokumentiert. Die Optimierung wurde an den brutbiologischen Ansprüchen der Feldlerche bzw. bodenbrütender Feldvogelarten ausgerichtet.

Das optimierte Produktionsverfahren sah folgende Maßnahmen vor:
  • Einhaltung einer Schnitthöhe von mindestens 12 cm bei der 1. Mahd.
  • Verwendung eines modernen Mähgutaufbereiters (Aufbereiten und Schwaden des Futters bei der Mahd und Verzicht auf Wenden) und Silage-Produktion. Dazu wurde ein Testmähgerät und ein betriebseigener Mäher mit Schwadverlegeband verwendet.
  • Einhaltung eines Zeitabstandes von 7 Wochen zwischen der 1. und der 2. Mahd bei üblicher Schnitthöhe und von 5 Wochen bei der Hochschnittvariante.

Die erprobten Maßnahmen wirkten sich positiv auf die Bodenbrüter aus. Bei einer Schnittzeitpunktverzögerung von 7 Wochen war die Futterqualität allerdings nicht mehr für die Milchviehfütterung ausreichend. Die Hochschnittvariante (1. Schnitt mit Schnitthöhe 14 cm, 2. Schnitt nach 5-6 Wochen) eignet, sich die direkten Verluste an Gelegen und Nestlingen zu senken. Gleichzeitig wird ein weitaus früherer Nestbaubeginn der Vögel nach der Mahd ermöglicht, so dass der 2. Schnitt bereits nach 5-6 Wochen erfolgen kann, ohne die Zweitbruten zu beeinträchtigen.

Die Untersuchung des Brutgeschehens der Feldvögel zeigte, dass der Großteil der Nester und Jungvögel nicht direkt während des Mähvorganges zerstört wird, sondern nach der Mahd von Mähgut bedeckt bleibt, wodurch die Altvögel ihre Brut nicht mehr wiederauffinden und aufgeben. Um diese Verluste zu minimieren, wird bei der Silageproduktion ein Verfahren entwickelt und erprobt, bei dem das Mähgut direkt auf Schwad gelegt wird, d.h. das Mähgut wird in Bahnen abgelegt, wodurch nur 10-20% anstatt 100% der Fläche nach dem Mähen bedeckt bleibt.


Mähwerk


2. Auswirkungen mechanischer Beikrautregulierung

In den beiden Untersuchungsjahren war die mechanische Beikrautregulierung im Winter- und Sommergetreide vor dem Zeitpunkt der Nestbaubeginne weitgehend abgeschlossen und hatte daher keinen erheblichen Einfluss auf den Bruterfolg von Feldvögeln. Grund für die vergleichsweise späten Brutbeginne könnten die auf den untersuchten Flächen relativ schütteren Bestände gewesen sein, die zum Beginn der Brutperiode noch keine ausreichende Bodenbedeckung für die Nestanlage aufwiesen.

Möglicherweise besteht in den genannten Kulturen also keine direkte Gefährdung von Bruten durch mechanische Beikrautregulierung. Wesentlich für das Anlegen von Bruten war jedoch das Vorhandensein von aus landwirtschaftlicher Sicht "Problemarten". Mehr als 80% der Nester wurden unter gut deckenden Pflanzen wie Ackerkratzdistel, Kamille, Klee, Beifuss oder Wicke angelegt und nicht unter den Kulturpflanzen selbst. Arten wie Grauammer oder Schafstelze besiedelten überhaupt nur Äcker, auf denen durch die genannten Pflanzenarten ein mehrstufiger Pflanzenhorizont entstanden war.


3. Lebensraumqualität der Kulturen

Ziel einer naturschutzfachlichen Optimierung der Fruchtfolge ist, die Qualität der angebauten Kulturen als Lebensraum für die Zielarten zu ermitteln, zu bewerten und gegebenenfalls Einfluss auf den Anteil einzelner Kulturen an der Anbaufläche zu nehmen. Dazu werden während der Projektlaufzeit in allen angebauten Kulturen die Siedlungsdichten der Feldvögel überwacht und begleitend ein Bruterfolgsmonitoring durchgeführt. Aus den gesammelten Daten lässt sich eine Rangfolge der untersuchten Kulturen bezüglich ihrer Qualität als Lebensraum und Bruthabitat für die Zielarten erstellen. Diese Rangfolge bildet die Grundlage und Entscheidungshilfe für die Optimierung der Fruchtfolge aus Naturschutzsicht. Gleichzeitig werden die betriebswirtschaftlichen Konsequenzen (z.B. logistischer oder technischer Mehraufwand) der vorgeschlagenen Optimierungsstrategien dargestellt.

Die bisher ermittelten Daten legen den Schluss nahe, dass durch Änderungen in der Fruchtfolge die Artenzahl und Siedlungsdichte typischer Ackervögel auf der Betriebsfläche deutlich erhöht werden kann. Die höchsten Qualitätsstufen in Bezug auf die Artenzahl erreichten ein Hafer-Direktsaat-Verfahren sowie die Kultur Kleegras. In den untersuchten Sommergetreiden und in Kleegras brüteten bis zu fünfmal mehr Feldvogelarten als in Winterroggen oder Triticale. Günstig für diese Arten wäre z.B. eine Reduzierung des Winterroggen- und Triticaleanteils - der 2001 knapp 40% der Anbaufläche ausmachte- zugunsten von Sommergetreiden.

Zielführend ist außerdem eine enge räumliche Verzahnung von Kulturen mit unter-schiedlichen Aussaat- und Ernteterminen und unterschiedlichen Vegetationsverläufen während der Reproduktionssaison.