Ackerwildkräuter - Feldversuche
Aussaatstärke - Stoppelbearbeitung - Striegeln


Auswirkungen naturschutzfachlich optimierter Ackerbauverfahren
auf die Segetalflora
Im Rahmen des Projektes werden folgende Faktoren und ihre Auswirkung auf die Segetalflora untersucht:
  • mechanische Beikrautregulierung (Striegeln)
  • Saatdichte
  • Saatzeitpunkt
  • Zeitpunkt der Stoppelbearbeitung
  • Düngung auf Sandstandorten


Auswirkungen verminderter Aussaatstärke von Getreide auf die Segetalflora
Auf mehreren Schlägen wurden Versuche durchgeführt, bei denen die Aussaat von Getreide auf Versuchsstreifen mit halber Saatstärke erfolgte, um Deckung und Konkurrenz der Pflanzen zu verringern und damit geeignetere Standortbedingungen für Ackerwildkräuter zu schaffen. Auf weiteren Streifen erfolgte nach der normalen Bodenbearbeitung überhaupt keine Einsaat von Kulturpflanzen (Gesamtansicht des Versuches: Ackerwildkräuter - Konzept für die Förderung von Ackerwildkräutern: Segetalschutzstreifen).
Ackerwildkräuter



Die veränderte Bewirtschaftung führte u.a. zur erhöhten Vermehrung einer Indikatorart, des Feld-Rittersporns (Consolida regalis, Rote Liste Brandenburg "gefährdet"). Die Graphiken (1+2) zeigen eine deutliche Abhängigkeit der Blüten- und Fruchtbildung von der Dichte der Kulturpflanze (hier: Winterweizen). Je lückiger der Weizen, desto mehr Blüten/Früchte können die Ackerwildkräuter ausbilden.

Rittersporn

Unter "halber Saatstärke" wurden vom Rittersporn pro m2 mehr als die doppelte Anzahl von Früchten produziert wie in der Normalvariante. Die Anzahl der Invividuen ist dabei nur wenig höher, d.h. die einzelnen Pflanzen konnten sich besser entwickeln. Auffallend war das besonders auf der Variante ohne Einsaat von Getreide, auf der manche Individuen des Rittersporn mehrere hundert Blüten/Früchte ausbildeten.

Blütenbildung von Rittersporn
Reproduktion von Rittersporn


Das bedeutet allerdings nicht, dass der Betrieb in Zukunft nur mit halber Saatstärke säen sollte. Denn großflächig gesehen reicht die Reproduktion beim Rittersporn auch in "normalen" Kulturbeständen offensichtlich zum Arterhalt aus – die Art ist ja auf den Betriebsflächen auch ohne spezielle Maßnahmen bisher durchaus häufig. Entsprechende Maßnahmen sind aber für Betriebe sinnvoll, auf denen die Ackerwildkrautflora weniger gut ausgeprägt ist als in Brodowin (z.B. auf produktiveren Böden oder nach der Umstellung von konventionellem auf ökologischen Landbau). In Brodowin wird die Maßnahme kleinflächig zur gezielten Förderung seltener und besonders empfindlicher Arten eingesetzt (siehe auch: Ackerwildkräuter - Ziele und Maßnahmen zum Schutz der Ackerwildkrautflora).


Auswirkungen verzögerter Stoppelbearbeitung auf die Segetalflora
Was bedeutet Stoppelbearbeitung?
In der üblichen landwirtschaftlichen Praxis wird so früh wie möglich nach der Getreideernte eine flachgründige Bodenbearbeitung durchgeführt. Die Halmreste vom Getreide ("Stoppel") werden dabei in den Boden eingearbeitet. Diese Maßnahme dient zur Bekämpfung von Problemunkräutern (wie z. B. Quecke) und zur Nivellierung von Bodenunebenheiten, sie beugt Pflanzenkrankenheiten (z.B. Pilzbefall) vor und vermindert die spätsommerliche Wasserverdunstung aus dem Boden. Großflächig kann der Bio-Landwirt deshalb nicht auf diese Maßnahme verzichten, auf kleinen Flächen ist es aber gut möglich.

Naturschutzmaßnahme auf Schutzstreifen
Auf 6m breiten Ackerrandstreifen angrenzend an die Trockenrasen der Drumlins sowie auf weiteren ausgewählten Standorten mit Vorkommen bestimmter Indikatorarten wurde auf den sofortigen Stoppelumbruch nach der Ernte verzichtet. Zur neuen Aussaat im Herbst erfolgte normale Bodenbearbeitung wie auf dem übrigen Schlag (i.d.R. Pflügen).


Segetalschutzstreifen
Segetalschutzstreifen mit später Stoppelbearbeitung am Großen Rummelsberg (2003). Hier leben u.a. Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis) und Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys).

Ergebnis der Versuche
Die Erfolgskontrolle zeigte, dass an den Versuchs-Standorten zum Zeitpunkt der Stoppelbearbeitung einige gefährdete Ackerwildkraut-Arten noch keine oder sehr wenige reife Früchte gebildet hatten bzw. sogar erst in der Blütezeit waren. Die Bodenbearbeitung zu diesem Zeitpunkt hätte eine Fortpflanzung weitgehend verhindert. Dies betraf z. B. die stark gefährdeten Arten Glanzloser Ehrenpreis (Veronica opaca), Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis) und Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) sowie die gefährdete Art Acker-Gipskraut (Gypsophila muralis).

Eine kleinflächige späte Stoppelbearbeitung auf ausgewählten Standorten hat sich als erfolgreich erwiesen, um diese Arten zu schützen.


Auswirkungen von mechanischer Beikrautregulierung (Striegeln)
auf die Segetalflora
Inhalte werden im Herbst 2004 veröffentlicht.